Wein

Wein ist das durch Kelterung vergorene Erzeugnis der Weinbeere vom Ditis vinifera L., der namentlich in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal, Oesterreich-Ungarn, der Schweiz, Griechenland und bei uns am Rheine und Süddeutschland angebaut wird. Das Keltern geschieht in der Weise, daß man die Beeren mit den Stielen von den Trauben liest, in Bottiche bringt und den Saft einfach abpreßt. Der so gewonnene süße Saft heißt Most, die Rückstände heißen Trester. Durch die Gärung des süßen Saftes oder Mostes wird der in den Beeren enthaltene Zucker » in Aethylalkohol, der auch den Namen Aethanol oder Weingeist führt, und Kohlensäure umgesetzt, wobei sich auch die das sogen. Bukett oder die Blume des Weins bedingenden Riechstoffe entwickeln. In den ersten 14 Tagen ist die Gärung eine besonders stürmische; im Verlauf von 6-8 Wochen aber hat sich der Wein beruhigt, d. h. er ist klar geworden und kann nunmehr auf Fässer gefüllt werden, in denen seine weitere Gärung noch über 6 Monate andauert. Im folgenden Sommer macht aber der Wein nach dem Abstich nochmals eine kurze Gärung durch. Im folgenden Sommer macht aber der Wein nach dem Abstiche nochmals eine kurze Gärung durch. Der Zuckergehalt hat sich noch weiter verringert und läßt sich analytisch kaum noch nachweisen; dagegen haben sich auf der Flasche die Riechstoffe noch stärker entwickelt und der Wein » hat durch die Lagerung an Charakter, Bukett und Vollmundigkeit ganz beträchtlich gewonnen. Die edelsten Gewächse werden auf Flaschen gezogen, während man die sogen. kleineren Weine in geschwefelten Fässern ablagern läßt. Der Alkoholgehalt der Weine schwankt zwischen 9 bis 22 Prozent. Sogen. Dessertweine sind reich an Alkohol » wie an Zucker » (ca. 10 Prozent). Die Benennung der Weine geschieht 1. nach den Produktionsländern, 2. Gegenden, 3. Lagen; mit den Bezeichnungen Auslese, Ausbruch, Kabinett, Premier cru betont man ihre Qualität. Man unterscheidet ferner Riesling-, Traminer-, Muskateller- und Frühburgunderreben, welche durch Verpflanzungen und Pfropfungen bezw. Veredelungen gezogene Kulturformen darstellen. Als unsere edelsten Weine gelten die des Rheingaugebietes: Schloß Johannisberg, Rauenthaler, Markobrunner, Winkler Hasensprung, Rüdesheimer Berg, sowie der rote Aßmannshäuser, sogen. Drei Kaiserwein aus der „Krone zu Aßmannshausen“, dem Lieblingsaufenthalt des verstorbenen Dichters Emil Rittershaus. Gute Gewächse sind ferner der Hattenheimer, der Geisenheimer, Schiersteiner Hölle, Binger Rosengarten und Hochheimer. Von den rheinhessischen Weinen genießt Liebfrauenmilch Weltruf. Leider wird damit von den weitherzigen Händlern sehr viel Unfug getrieben; denn ihr Anbau bei der Liebfrauenkirch zu Worms beschränkt sich auf nur wenige Morgen. Oppenheimer Goldberg, Niersteinerr und Laubenheimer gelten ebenfalls als bevorzugte Gewächse dieses Weingebiets. Von den Pfälzer Weinen ist es der Dürkheimer Feuerberg von goldfunkelndem Schimmer, welcher sich höchster Beliebtheit erfreut. An Qualität stehen die Mosel- und Saarweine den Rheinweinen nicht nach. Bernkastler Doktor, Brauneberger, Uerziger Würzgarten, Trittenheimer und Dhroner sind nicht nur wegen ihrer Bekömmlichkeit, ihres Charakters, ihres reichen Gehalts an feinen und milden Fruchtsäuren, sondern auch und vor allem wegen ihrer vornehmen Blume in der Gunst der Freunde und Kenner edler Weine. Von den Ahrweinen gilt Walporzheimer Berg Auslese als erstes Gewächs; er ist ein Frühburgunder, welcher Stoffwechselkranken besonders von den Neuenahrener Badeärzten als diätetisches Genußmittel empfohlen wird. Zu den Weinen ersten Ranges gehört noch der fränkische Steinwein im Bocksbeutel; Weine zweiten Ranges sind die badischen Gewächse des Affentals und Markgräflerlandes. Die elsässischen Weine und zum Teil die schwäbischen vom Neckar, die des Unstruttals, die schlesischen aus Grünberg, sowie die des Elbtals bei Meißen werden hauptsächlich im Lande selbst verbraucht und für die Schaumweinfabrikation verarbeitet. Von den österreichischen Weinen sind bei uns nur der Döslauer bekannt; Tiroler Weine werden bei uns ebensowenig wie die schweizerischen des Waadtlandes getrunken. Von den Ungarweinen ist der bekannteste der Tokaner, der billigere jedoch Ruster Ausbruch. Unter dem Namen Tokaner gehen Fabrikate, die das Ursprungsland nie gesehen haben und es ist sehr schwer, ihre Echtheit chemisch einwandfrei nachzuweisen. Von Italienern und Spaniern sind an erster Stelle zu nennen der Xerres-, Malaga- und Madeirawein, welche auch als Medizinalweine von den Aerzten geschätzt werden; ferner Lacrimae Christi und Marsala; von den Portugiesen sind die Douroweine, von den Griechen Samos Ausbruch allgemein bekannt und beliebt. Es erübrigt nun noch einige Worte über französische Weine zu sagen. In Deutschland am weitverbreitetsten sind die Charenteweine aus der Umgegend von Bordeaux und darunter sind es wiederum die Grâvesweine 1., 2. und 3. Wachstums, rot und weiß, welche über Bremen, Hamburg, Lübeck und Danzig zu uns gelangen. Die sogen. grands vins (große Weine) treffen wir seltener an, wenn auch auf den geduldigen Etiketten der Flaschen das Gegenteil behauptet wird. Zu ihnen gehörte vor allen Château Lafitte, Château Larose, Château Margaux. In reineren Abfüllungen erhalten wir Medocs, St. Emilion und St. Julien. Die Bordeauxweine sind sehr reich an gerbsauren Verbindungen und setzen desto stärker an den Flaschenwandungen ab, je länger sie lagern; ihr Alkoholgehalt schwankt zwischen 14 bis 20 Prozent; sie erwärmen stark und sind deshalb im Winter trinkbarer als im heißen Sommer. Nach den kolossalen Verheerungen der Bordelaiser Weinberge mußten die echten Reben durch importierte Italiener ersetzt bezw. gepfropft werden. Die verpflanzten Weinstöcke haben sich gut acclimatisiert und in der neuen Erde ihren italienischen Charakter vollständig verloren.
Das neue Weingesetz, das seit Jahresfrist in Kraft getreten ist, schützt den Verbraucher vor Betrug und Fälschungen seitens der Weinproduzenten und des Großhandels. Diesen gesetzlichen Bestimmungen gemäß muß der Wein ein von Zusätzen, wie Zucker », Stärke, Sprit, Glycerin, Alaun, Borsäure, Teerfarbstoffe, Salicyl, Fettsäureestern usw., vollständig frei ist, lediglich durch Kelterung gewonnenes, vergorenes Naturprodukt darstellen. Auf der Etikette dürfen bezüglich des örtlichen Ursprungs und des Erntejahres, des Wachstums etc. irreführende Angaben nicht enthalten sein; trotzdem ist es aber nicht ausgeschlossen, daß Täuschungen des Publikums vorkommen.
